Irmgard Friedberger und Referent Maximilian Hopf; Bild: Christina Weig
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Mi, 19.02.2020
Digitales Wohnen im Alter

„Wenn man kein Internet hat in der heutigen Zeit, wird man von der Gesellschaft regelrecht abgehängt“, so zitiert Referent Maximilian Hopf, Dipl. Gerontologe, seine Mutter zu Beginn des Vortrags.

Damit beschreibt er ein Problem der Gesellschaft. Digitale Technik findet immer mehr Einzug in das alltägliche Leben und einer Generation, die damit nicht aufgewachsen ist, wird der Alltag dadurch oft erschwert. Dass dies nicht so sein muss und dass technische Hilfsmittel eine erhöhte Sicherheit und eine verbesserte Gesundheit, gerade bei älteren Menschen schaffen können, zeigt Hopf in seinem Vortrag.

Das Ziel der meisten Menschen sei es, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung zu bleiben, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können und nicht in ein Pflegeheim zu müssen. Die Strategien, um dies zu erreichen sind vielfältig. Oft wird die Notwendigkeit der Betreuung verdrängt, Schwächen kompensiert, neue Herausforderungen aus Angst vor der Blamage bewusst vermieden und dadurch die eigene Lebensqualität bewusst eingeschränkt. „Wenn eine ältere Dame merkt, sie kann nicht mehr jeden Donnerstag zum Einkaufen in die Stadt fahren, bleibt sie eher im Dort, als dies zuzugeben“, so Hopf.

Das Ziel der Unterstützung durch die Technik sei es, genau dies zu vermeiden.

Als die potentiellen Einsatzbereiche dieser Unterstützung, speziell für alternde Menschen, nennt Maximilian Hopf unter anderem die Bereiche Sicherheit und Komfort, Gesundheitsversorgung, Körperpflege und Mobilität.

Besonders in der Sicherheit sei hier viel möglich. Durch eine Infrarotsensorik in den Räumen können Stürze detektiert werden, ohne dass der Gestürzte in der Notsituation noch einen Knopf drücken muss. Bei einem Schlaganfall ist dies oft nicht mehr oder nur noch schwer möglich. Die Gefahr, nach einem Sturz tagelang in der eigenen Wohnung zu liegen ohne gefunden zu werden wird damit aus dem Weg geräumt. Auch Herdwächter, Fenstersensoren und eine automatische Lichtsteuerung können damit einen erheblichen Mehrwert bieten.

Zum Thema Gesundheit führt Hopf die Möglichkeit der Telemedizin an, bei der Ärzte am Telefon oder per Videochat bei chronischen, bekannten Krankheiten eine Ferndiagnose stellen, indem sie die selben Fragen wie der Hausarzt in der örtlichen Praxis stellen. Bei Bedarf wird natürlich auch weiterhin der ortsansässige Arzt aufgesucht.

In der Mobilität können Seniorentaxis, der öffentliche Nahverkehr oder Treppenlifte einen Mehrwert bieten, bei der Körperpflege spezielle Duschen, die eine selbstständige Körperpflege weiter ermöglichen.

 

„In einer Krisensituation ist es oft zu spät, den alternden Mensch an die Technik heranzuführen. Wenn ein Mensch gerade einen Herzinfarkt hatten, körperlich und geistig mitgenommen ist und nur noch seine Ruhe will, dann soll er noch lernen, mit neuer Technik umzugehen? Nein, dann ist es zu spät, das muss viel früher geschehen.“ Hopf spricht sich vehement dafür aus, durch kleine Schritte schon in gesundheitlich guten Zeiten einen Schritt in Richtung digitaler Technik, zum Beispiel durch moderne Fernseher oder digitale Radios, zu unternehmen.

 

Maximilian Hopf führt auch das AAL-System (Ambient Assisted Living, also Systeme, die das tägliche Leben unaufdringlich unterstützen) „Paul“ an. Dieses ist ein speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnittenes Gebäudesteuerungssystem. Es verwaltet Funktionen wie Lichter ein- oder ausschalten, Rollläden hoch- oder herunterfahren bis hin zu einer Unterstützung in Situationen der Hilflosigkeit. Es kann einen Notruf an eine zuvor hinterlegte Nummer absetzen und kann den Rettungsdienst mit einem speziellen Code zum Hilfsbedürftigen lassen, ohne dass der Notarzt im Ernstfall vor einer verschlossenen Türe steht. Eingesetzt werden diese Systeme vorrangig in größeren Wohnanlagen, in denen viele ältere Menschen in Gemeinschaft leben.

 

„Und genau so etwas brauchen wir in Wallersdorf“, knüpft Irmgard Friedberger an den Vortrag an. Eine solche Wohngemeinschaft, vorwiegend für Senioren, in Form der Gemeindeimmobilie sei ihr ein Herzensanliegen. Ausgestattet unter Umständen mit einem AAL-System wie Paul. Für Senioren, denen das eigene Haus zu groß oder zu umständlich wird weil es nicht barrierefrei gebaut wurde, bietet sich dadurch die Möglichkeit, ohne Angst vor Kündigung wegen Eigenbedarf in eine geeignetere Immobilie zu ziehen, in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten zu leben und trotzdem ein selbstbestimmtes Leben zu führen. „Das eigene Haus muss ja nicht gleich verkauft werden. Ich habe auch schon gesehen, dass dieses vermietet wurde und die Mieteinnahmen verwendet wurden, um die eigene Miete in einer geeigneteren Wohnung zu bezahlen. Das Haus ist damit immer noch im eigenen Besitz und kann auf Wunsch an die Kinder weitergegeben werden“, so die Bürgermeisterkandidatin. Verknüpfen könnte man dies mit dem vor einiger Zeit schon einmal angesprochenen Gemeindebus um das Einkaufen, oder Besuche zum Arzt ohne Hilfe von außen zu ermöglichen.