von li. nach re.: Irmgard Friedberger, K. Astner, Referent Albrecht G. Walther; Bild: Christina Weig

Mi, 12.02.2020
BKB Seminar "Die grüne Kommune"

„Wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten, werden wir uns anpassen müssen“. Dieses Zitat von Thilo Streck führte Referent Albrecht G. Walther – Dipl.-Ing. und Architekt a.D. als den Kerngedanken für seinen Vortrag an. An schon umgesetzten Beispielen aus der Praxis wurden Möglichkeiten der Kommunen gezeigt, gezielt dem Klimawandel und seinen Folgen entgegen zu wirken.

 

Um die Anwesenden etwas für das Thema zu sensibilisieren, präsentierte Walther zu Beginn einige Daten und Fakten zum Klimawandel, sowie die teil verheerenden Folgen. So war der Jahresdurchschnitt der Temperatur in Bayern bei 7,5 °C, allein in diesem Jahrzehnt jedoch bei 9 °C und 2018, dem durchschnittlich heißesten Jahr jemals, bei stattlichen 9,9 °C. Zu den Folgen dieser Erwärmung zählen unter anderem verschobene Jahreszeiten, schmelzende Alpengletscher, mehr Unwetter und Überschwemmungen, sowie steigende Meeresspiegel und eine Trinkwasserknappheit mancherorts.

Daher habe es sich die EU als Ziel gesetzt 2050 die Erzeugung von Treibhausgasen gegenüber 1990 um 80 – 95 % zu reduzieren. In Deutschland sei das Ziel etwas höher gegriffen: bis 2030 wolle man gegenüber 1990 mindestens 40 % weniger Treibhausgase ausstoßen, bis 2050 neutral sein.

 

Beginnen müsse der Wandel bei jedem Einzelnen. Oft reichen kleine Maßnahmen, wie das Auto etwas öfter durch das Fahrrad zu ersetzen, den Stecker der Bildschirme zu ziehen, statt sie nur in den Standby-Modus zu schalten und etwas weniger Müll zu produzieren.

Als Schnittstelle zwischen den Bürgern und der großen Politik sieht Albrecht Walther die Kommunen. Diese hätten es in der Hand, durch eine Vorreiterrolle ein Umdenken in den Köpfen der Menschen zu erreichen.

Als herausragendes Konzept nannte der Referent hier energieautarke Kommunen. Diese produzieren 100 % des eigenen Energiebedarfs oder sogar darüber hinaus. An dem Beispiel einer 900-Seelen-Gemeinde zeigte Walther verschiede Wege dazu: in dieser Gemeinde wurden 3 Photovoltaikanlagen, 1 Nahwärmenetz, 4 Windräder und 1 Biogasanlage geschaffen. Auch wurde dort durch eine bessere Vernetzung der schon vorhandenen Maßnahmen ein Verbundsystem der Energieerzeugung geschaffen. Die Gemeinde habe hierfür die notwendigen Strukturen geschaffen. Das Angebot eines Neubaugebiets mit regenerativen Energien und einer Förderung des Bauens mit CO2 neutralen Baustoffen, ergänzte die Maßnahmen.

Auch die Möglichkeit, Energieüberschüsse in Wasserstoff zu speichern wurde diskutiert. „Der Wirkungsgrad ist nicht ideal, doch es ist immer noch besser als die überschüssige Energie wegzuwerfen oder billigst an der Börse zu verkaufen“. Der erzeugte Wert bleibe somit in der Gemeinde.

 

Auch die Stadtbegrünung sieht Walther als wichtiges Ziel. Unter anderem durch die Nutzung von „Eh-da“-Flächen, also Flächen im Gemeindegebiet, die „eh da“ sind wie beispielsweise Kreisverkehren, übrige Grünstreifen am Straßenrand und Wegerainen als Blühflächen. Flachdächer bieten ein großes Potential durch nutzbringende Begrünung als Gemüsegärten oder Erholungsoasen und auch ein Naturfriedhof im Gegensatz zu einem gekiesten Steinfriedhof leiste neben dem viel wärmerem Ambiente seinen Beitrag zur Begrünung.

Als abschließendes Beispiel nannte Albrecht Walther die Gemeinde Thalmässing, die die kommunalen Wohnungen barrierefrei ausgelegt und mit regenerativer Energieerzeugung ausgestattet hat.

Mit regen Diskussionen wurde der Abend in gemütlicher Runde beendet.