Bild: Christina Weig

Do, 09.01.2020
19:00
Vortrag "Sucht- und Drogenprävention"
Ort: Pfarrsaal Wallersdorf

„Wer informiert ist kann sich und andere schützen“, so Referent Franz Sporer vom Hauptzollamt Regensburg. Das Thema Sucht und Drogen werde zu sehr verharmlost und es sei wichtig, darüber aufzuklären.

Nach der Begrüßung durch Irmgard Friedberger, Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler Wallersdorf, begann Sporer seinen Vortrag mit einem Überblick.

Die Beamten vom Zoll Cham/Regensburg seien hauptsächlich mobil in Uniform oder Zivil unterwegs und kontrollieren vor allem den Übergang zur tschechischen Grenze. Es seien viele verschiedene Betäubungsmittel auf dem Markt, die meisten davon illegal. In Deutschland sei der Besitz von Betäubungsmitteln ab 0,0g strafbar, in Tschechien werden kleinere Mengen zum Eigenverbrauch nur als Ordnungswidrigkeit geahndet.

Oft werde das Postgeheimnis missbraucht, um Drogen von Tschechien nach Deutschland zu verschicken. Drogen sind psychoaktive, rauscherzeugende Substanzen.

 

Sporer ging zu Beginn auf die Frage ein „Was ist Sucht?“.

Der Referenz stellte die Frage an das Publikum, wer Raucher sei. Auch Tabak sei eine Droge. Gekennzeichnet ist eine Sucht durch das starke, fast unüberwindbare Verlangen, einen Stoff zu konsumieren. Süchtige haben Schwierigkeit, die Einnahme zu kontrollieren und leiden bei Aussetzen

der Einnahme unter Entzugserscheinungen. Der Körper entwickle bei regelmäßigem Gebrauch eine Toleranz und so werden immer größere Mengen benötigt, um den gewünschten Zustand zu erreichen. Charakteristisch sei auch die Einnahme wider besseres Wissen. „Jeder Raucher weiß, dass rauschen schädlich ist. Trotzdem tut er es weiter. Ich kenne das, lange Zeit habe ich selbst geraucht.“

 

Ganz klar stellte Franz Sporer heraus: Die Entscheidung für oder gegen Drogen trifft jeder für sich selbst.

Zum „informiert sein um sich und anderen helfen zu können“ gehört für den Referenten auch, die Substanzen selbst, sowie deren Wirkung und Risiken zu kennen.

 

Betäubungsmittel werden in die Kategorien pflanzlich (z.B. Marihuana, Haschisch), chemisch (z.B. Amphetamine, Ecstasy, Crystal) und Mischformen (z.B. Kokain, Heroin) unterteilt.

 

Marihuana/Haschisch

In Marihuana und Haschisch wirkt der Wirkstoff THC durch den Konsum der Pflanze (Marihuana) oder des zu Platten gepressten Saftes (Haschisch). Die Wirkung hält zwischen wenigen Minuten und einigen Stunden an, lockert in der Regel, kann jedoch auch eine schon negative Grundstimmung noch verstärken. Die Farb- und Tonwahrnehmung wird intensiviert und es können Sinnestäuschungen und starker Durst auftreten. Das viel diskutierte medizinische Marihuana unterscheide sich nicht vom illegalen Marihuana. Es wird jedoch nur verschrieben, wenn in der Schulmedizin alle Mittel ausgereizt sind.

Die Gefahren sind Symptome wie eine verminderte Konzentration, Störung der psychosozialen Entwicklung und Psychosen. Regelmäßiger Konsum im Jugendalter kann lebenslänglich die geistige Leistungsfähigkeit verringern.

Im Zusammenhang warnte Franz Sporer vor der Einfuhr von in der Tschechei legal erwerblichem Hanflikör. Die prozentual geringe Menge der enthaltenen Hanfpflanze macht den Besitz im Nachbarlang legal, doch in Deutschland gilt die 0,0 Grenze. Jeglicher Besitz ist strafbar und so kann der Besitz dieser Liköre zu einem Eintrag in die polizeiliche Akte wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz führen, selbst wenn das Verfahren eingestellt wird.

 

Crystal-Speed

Als Vertreter der chemischen Betäubungsmittel führte der Referent die Droge „Crystal-Speed“ an. Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges wurde sie in geringer Konzentration in der Panzerschokolade den Soldaten zur Leistungssteigerung verabreicht. Hergestellt wird diese in einem chemischen Prozess zu dem unter anderem auch Chlorreiniger und Batteriesäure verwendet werden, welche zwangsläufig mit konsumiert werden.

Die Wirkung zeigt sich in einem Fehlen von Hunger, Durst oder Schmerz und unnatürlichem Bewegungsdrang. Crystal-Speed wirkt im Gehirn und ist ein starkes Nervengift, welches Nervenzellen zerstört. Es werden verstärkt die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin ausgeschüttet.

Die Langzeitschäden reichen von extremem körperlichem Verfall bei mangelnder Pflege zu psychischen Störungen wie Psychosen und Wahnvorstellungen.

Eine Überdosierung kann sehr schnell erfolgen, da eine Konsumeinheit vom Speed etwa 0,1 g entspricht. 2g Crystal sind für jeden Erstkonsumenten ohne Rettung tödlich. Bei einer Toleranz des Körpers kann ein über den Tag verteilter Konsum von bis zu 3g alltäglich sein.

Ein Problem bei der Konsumregulierung sei die nachlassende Rauschwirkung. Beim ersten Konsum folgt ein verhältnismäßig kleines Tief auf ein großes Hoch, doch irgendwann sei es notwendig, die Droge zu konsumieren, nur um wieder annähernd Normalzustand zu erreichen.

Ecstasy

Die Partydroge Ecstasy ist wie Crystal rein chemisch und auf Amphetaminbasis. Gefährlich sei bei den bunten Pillen, dass in gleich aussehenden Tabletten eine vollkommen unterschiedliche Zusammensetzung enthalten sein kann.

Auch Liquid-Ecstasy oder KO-Tropfen nannte Franz Sporrer. Menschen, denen dieses verabreicht wird, machen in der Zeit nach dem Konsum alles mit, erinnern sich jedoch später nicht mehr dran. Liquid Ecstasy ist nur sehr kurze Zeit (8-12h) überhaupt nachweisbar. Bei Verdacht sollte umgehend ein Krankenhaus oder ein Arzt aufgesucht werden. Schutz gegen die KO-Tropfen bietet nur die eigene Wachsamkeit oder die der Begleitungen.

 

Auch die oft verharmlosten „Legal-Highs“ nannte Sporer. Diese werden als Badesalze oder Kräutermischungen vertrieben, enthalten jedoch synthetische Cannabinoide, also reine Chemie.

Zuletzt nannte Sporer auch von Ärzten verschriebene Medikamente auf Opiatbasis. Darunter fallen viele starke Schmerzmittel wie Morphium und Tilidin. Oft werden diese als Droge missbraucht und verkauft.

 

Der Referent erklärte, dass es schwierig sei, konkrete Anzeichen für den Drogenkonsum zu nennen. Alle Anzeichen können auch einfach Symptom eines Entwicklungsstadiums der Person sein. Ein scheinbar grundlos verändertes Verhalten und das unerklärliche Fehlen von Geld seien jedoch oft Indikatoren.

 

Als allgemeine Gefahr jeglichen Drogenkonsums nannte Sporer das Suchtgedächtnis. Ein Alkoholiker werde niemals geheilt werden. Er kann nur ein Leben lang trocken bleiben. So ist es auch mit jeder anderen Droge. Der einzelne, auch zufällige Konsum der Droge kann ausreichen, um wieder in die Sucht zu fallen.

Gemeinsam riefen Franz Sporer und Irmgard Friedberger dazu auf, bereits kleine Auffälligkeiten zu beachten. Beim Erkennen der Sucht ist Jede und Jeder gefordert, den Betroffenen beim Weg aus der Abhängigkeit zu unterstützen. „Wenn wir aufeinander Acht geben, können wir unter Umständen vieles verhindern“, so die Bürgermeisterkandidatin.